Mein Name ist Christina Bloier und ich bin 1987 geboren.
Ich bin verheiratet und Mutter von drei wundervollen Kindern.
Seit dem Jahr 2018 begleite ich Familien mit enttäuschenden, verletzenden oder traumatischen Erfahrungen während der Schwangerschaft, der Geburt oder der Zeit nach der Geburt, sowie Menschen mit pränatalem Zwillingsverlust.
Die Basis dieser Begleitungstätigkeit stellt meine Eigenerfahrung mit den Geburten meiner beiden Töchter dar.
Damit du nachvollziehen kannst, inwiefern ich mich in diese Gefühle der Enttäuschung und Verletzung hineinversetzen kann, inwiefern ich verstehen kann, wie du dich nach einer Traumageburt fühlst, lasse ich dich gerne an diesem Teil meiner Vergangenheit teilhaben.
Schon in meiner Kindheit interessierte ich mich für die Geburtsgeschichten in meinem Umfeld. Ich freute mich richtig auf meine eigene erste Schwangerschaft und Geburt. Ganz unbedarft und voller Vorfreude ging ich also in die Schwangerschaft mit meiner ersten Tochter.
Dabei wurde schon um die 26. Schwangerschaftswoche eine Verkürzung des Gebärmutterhalses festgestellt, was zur Folge hatte, dass ich absolute Ruhe und Liegen verordnet bekam. Ich war unausweichlich mit den ersten Ängsten konfrontiert, denn eine Geburt in dieser frühen Zeit der Schwangerschaft würde erhebliche Schwierigkeiten und Gefahren mit sich bringen.
Was mir sehr zu schaffen machte, waren die kontinuierlichen Untersuchungen und Kontrollen, fernab vom „selber spüren, dass alles gut ist“, sowie der dreiwöchige Klinikaufenthalt. Nachdem sich mein Wunsch erfüllte, zu Hause weiter „brüten“ zu dürfen, genoss ich die Zeit – bis ganz plötzlich und unerwartet meine mir sehr nahestehende Oma verstarb.
Parallel dazu wurde ca. sechs Wochen vor dem errechneten Termin vermehrt ein Bluthochdruck festgestellt, der sich trotz homöopathischer Behandlung nicht mehr senken ließ. Daraufhin war ich einem erneuten Untersuchungsmarathon ausgeliefert, bis ich irgendwann kein Blutdruckmessgerät mehr sehen konnte. Ich beschloss, die letzten Untersuchungen direkt in der Klinik vornehmen zu lassen, in der auch die Geburt stattfinden sollte.
Hier wurde bei der ersten Untersuchung das HELLP-Syndrom festgestellt, was die Ursache für den Bluthochdruck darstellte und Grund für eine sofortige Beendigung der Schwangerschaft war. Mein sehnlicher Wunsch einer natürlichen Geburt platzte hier von einer Minute auf die nächste. Von der Kaiserschnittgeburt, exakt drei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin, bekam ich leider nichts mit, denn eine Vollnarkose war unumgänglich.
Meine Gefühle waren anfangs unsortiert: eine Mischung aus „Wie schön, ich habe ein gesundes, süßes Mädchen“, „Puh, Glück gehabt“ und „Ich bin so traurig, weil es nicht zu einer natürlichen Geburt kam“, sowie „Ich hätte so gerne gewusst, wie sich eine Geburt anfühlt.“
Die Enttäuschung, das Gefühl von Unvollkommenheit und die Traurigkeit darüber, nichts zur Geburt meiner Tochter beigetragen zu haben und ihr keinen optimalen Start ins Leben ermöglicht zu haben, keine Wehe verspürt zu haben, wechselten sich täglich ab mit dem unglaublichen Glücksgefühl, eine Tochter zu haben und nun Mama zu sein.
Das Stillen, wofür ich all meine Kraft investierte, klappte mit anfänglich großen Anstrengungen sehr gut, und das gab mir sehr, sehr viel Trost und Bestätigung. Doch aus meinem Umfeld hörte ich immer wieder den Satz: „Warum bist du traurig, du hast ja ein gesundes Kind.“ Dieser Satz machte mich nachdenklich, und oft weinte ich für mich allein. Immer wieder ertappte ich mich selbst dabei, wie ich in Gedanken meinen Erlebnissen nachhing.
Eineinhalb Jahre nach der Geburt meiner älteren Tochter entschieden wir uns für ein weiteres Kind. Diese Schwangerschaft war wunderschön, sehr unauffällig. Ich vertraute mich von der ersten Untersuchung an dem Geburtshaus in Arnstorf an und ließ keine besonderen Untersuchungen machen. Es tat so gut, selbst zu fühlen, dass alles in Ordnung war mit meinem Baby und mir, statt unser Wohlbefinden durch verschiedenste Untersuchungen bestätigen zu lassen.
Natürlich hätte ich allen Grund für Zweifel und Unsicherheiten gehabt, aber ich genoss die Schwangerschaft, im tiefen Vertrauen darauf, dass jedes Kind so zur Welt kommt, wie es sich das ausgesucht hat.
Am Tag des errechneten Termins kündigten sich erste Wehen an, mit denen ich zu Hause gut zurechtkam – bis es nachts in meinem Bauch einen „dumpfen Knall“, verbunden mit heftigsten Schmerzen an der Bauchdecke, gab. Untersuchungen im Geburtshaus und später in der Klinik lieferten keine eindeutige Diagnose, nur Vermutungen. Nach einigen Stunden wurde schließlich ein Kaiserschnitt gemacht, der mir und meiner Tochter das Leben rettete: Mit diesem dumpfen Knall platzte meine Gebärmutter an der Kaiserschnittnarbe, und meine Tochter befand sich zum Zeitpunkt der Geburt bereits im offenen Bauchraum.
Wir wurden die „Glückspilze des Tages“ genannt, denn trotz der gefährlichen Umstände ging es meiner Tochter und mir sehr gut, und es gab keine dramatischen Folgen.
Welch großes Glück, dachte ich zunächst. Welch große Erleichterung, von den unerträglichen Schmerzen erlöst zu sein.
Doch wenige Tage später kamen wieder die ersten Zweifel: Die Geburt wieder nicht natürlich „geschafft“ zu haben. Ich verspürte große Dankbarkeit, Glück, Stolz und Freude über unser zweites Mädchen. Gleichzeitig aber auch wieder Trauer, Unvollkommenheit, Enttäuschung und Ungerechtigkeit.
Das sehr unkomplizierte Stillen meiner Tochter schenkte mir auch hier wieder großen Trost. Und doch hörte ich erneut dieselben Sätze aus meinem Umfeld wie beim ersten Mal.
Es war das Jahr 2015, und ich verspürte mit der darauffolgenden Zeit mehr und mehr den Wunsch, andere Frauen mit meinen Erfahrungen bereichern zu dürfen. Doch ich wusste zu diesem Zeitpunkt überhaupt keinen Ansatz.
Wie schon erwähnt, war das Thema Schwangerschaft und Geburt bereits in meiner Kindheit für mich etwas ganz Besonderes. Unbewusst machte ich mich also schon sehr früh auf die Suche nach meiner Herzensaufgabe.
Im Jahr 2018 kam schließlich die entscheidende Wende: Ich machte die Ausbildung zur Trageberaterin und stieß dabei kurze Zeit später auf eine Hebamme aus der Schweiz, die Heilungsrituale für emotional verletzte Mütter und Kinder entwickelt hatte.
Im Herbst 2018 reiste ich mit meiner Familie in die Schweiz nach Winterthur, um dort am Seminar „Auflösung emotionaler Narben aus Schwangerschaft und Geburt“ bei Brigitte Meissner teilzunehmen. Nachdem ich die Heilungsrituale mit meinen Töchtern angewandt hatte und die Heilung spürbar deutlich wurde, wusste ich: Meine Herzensaufgabe ist geboren.
Seitdem begleite ich regelmäßig Frauen und Familien bei der Auflösung der emotionalen Narben aus ihren ganz individuellen Erlebnissen, halte Vorträge und bin Netzwerkpartnerin im Kinderhilfsnetzwerk KoKi.